Aktives Load Pull
Alle passiven Verfahren mit mechanischen Tunern haben den Nachteil ohmscher Verluste in Tuner und Zuleitung zur Probe, sodass sehr niedrige Impedanzwerte nicht mehr erreichbar sind. So können beispielsweise Verstärker für HF-Leistungen von über 10 Watt eine reelle Lastimpedanz von nur 1W benötigen. Führen die Verluste aber schon zu mehr als 1W, kann der Verstärker in diesem Wertebereich nicht mehr systematisch untersucht werden. Diese Einschränkung kann mit aktiven Load Pull Systemen überwunden werden. Nachfolgend ist das Grundprinzip dargestellt:
Der zu prüfende Verstärker liefert am Ausgang die komplexe Wellenamplitude a. Das aktive Load Pull System liefert eine Wellenamplitude b in entgegengesetzter Richtung zurück. Durch die Einstellung von Betrag und Phase der Welle b in Bezug auf die Welle a, kann jede beliebige Lastimpedanz an der Referenzebene erzeugt werden. Das skizzierte Prinzip wird als Closed-Loop-Verfahren bezeichnet, da zur Rückspeisung ein abgekoppelter Teil der Eingangswelle verwendet wird. Dieses Verfahren ist sehr stabil gegenüber unerwünschten Oszillationen und wird als Grundprinzip für kommerziell verfügbare aktive Load Pull Systeme verwendet. Da Betrag und Phase der rücklaufenden Welle elektrisch eingestellt werden und es keine mechanisch bewegten Bauteile mehr gibt, erzielen diese aktiven Load Pull Systeme eine sehr kurze Testzeit. Das Verfahren ist nicht auf Load Pull am Ausgang beschränkt. Mit einem ähnlichen Schaltungsaufbau am Eingang des Prüflings kann auch die Eingangsimpedanz variiert werden (Source Pull). Für Stabilitätsuntersuchungen können auch negative Widerstände erzeugt werden. In diesem Fall ist die Wellenamplitude b betragsmäßig größer als a.
Ein entscheidender Vorteil ist die einfache Erweiterung auf Load Pull Messungen mit mehreren harmonischen Frequenzen. Dazu werden mit Frequenzvervielfachern harmonische HF-Trägersignale erzeugt, die phasensynchron zur Grundwelle sind. Für jede einzelne Harmonische wird eine Rückkoppelschaltung aufgebaut, um sie mit variierbarem Betrag und Phase in den Verstärkerausgang zurückspeisen zu können.
Aktives Load Pull Verfahren mit modulierten Signalen
Kommunikationssysteme arbeiten mit komplex modulierten Signalen, um hohe Datenraten zu übertragen. Beispiele für heutige Modulationsstandards sind 3G-, 4G-, 5G-Schnittstellen für die mobile Kommunikation, 802.11ac für WLAN Router und 802.11p für die neue Datenschnittstelle in Kraftfahrzeugen. Häufig sind dabei Modulationsbandbreiten von über 100MHz notwendig. Der Test mit dem modulierten Signal entsprechend der Produktanwendung ist sehr wichtig. Aufgrund der hohen Modulationsbandbreite weichen die Testergebnisse erheblich von denen ab, die mit CW-Signalen gemessen wurden. Dazu kommt die Sicherstellung eines geeigneten Frequenzspektrums, um behördliche Vorschriften für die Zulassung des Produkts zu erfüllen. Die aktiven Load Pull Systeme von mesuro (u.a. Rapid-VT) ermöglichen Load Pull Messungen mit modulierten Signalen aller gängigen Standards. Das folgende Bild zeigt das Prinzip eines vollautomatischen Messplatzes: